Eines unserer Lieblingszitate im Blumen- und Gartenbezug lautet: „Dem Traurigen ist jede Blume ein Unkraut, dem Glücklichen jedes Unkraut eine Blume„.

Doch dem Löwenzahn scheint selbst dieser Spruch nicht gerecht zu werden. Auch durchaus fröhliche und freundliche Gärtner in unserem Bekanntenkreis mögen den Löwenzahn ganz und gar nicht. Manch einer bezeichnet ihn als Pissnelke, in Frankreich trägt er gar den offiziellen Namen Pissenlit, was übersetzt soviel bedeutet wie „Piss ins Bett“. Aber wieso eigentlich? Haben wir als Kinder nicht alle geliebt die Pusteblumen in die Hand zu nehmen und die Samen wegzublasen, nur um diesen dann bei ihrem Tanz mit dem Wind zuzuschauen? Haben wir nicht auf den Stielen getrötet und die zerissenen Stiele im Wasser beim Aufkringeln bestaunt?

Zeit also für eine kleine Ursachenforschung und vor allem für ein Lobeslied auf den gewöhnlichen Löwenzahn (Taraxacum sect. Ruderalia)!

Mit der Ursachenforschung ist es schnell getan, denn Löwenzahn bedeutet viel Arbeit für den Gärtner, der sich einfach nur einen schlichten, kurzen, grünen Rasen wünscht. Genauer betrachtet machen den Löwenzahn aber all die Eigenschaften, die der Freund des Englischen Rasens hasst,  zum besten Freund des Guerilla Gärtners.

Löwenzahn beim Guerilla Gardening

Löwenzahn ist ein idealer Partner für das Guerilla Gardening. Zum einen funktioniert er auch super in Samenbomben, zum anderen ist der Löwenzahn relativ früh im Jahr und blüht wunderschön. Außerdem ist er ausdauernd und unglaublich widerstandsfähig. Was kaum jemand weiß: Die Löwenzahnpflanze passt sich in ihrem Wuchs immer wieder den Gegebenheiten an. Löwenzahnblüten können auf Stielen thronen, die locker einen halben Meter hoch werden können, und auch die Blätter können ähnliche Dimensionen erreichen. Aber wenn der Löwenzahn geschnitten wird (beispielsweise mit dem Rasenmäher), so wächst die Pflanze rasch nach, hält ihre Blätter aber streng flach auf der Erde und auch die Blüten wachsen dann nur noch auf kaum sichtbaren Stielen und liegen beinahe direkt auf dem Boden. Und selbst wenn der Löwenzahn herausgerissen wird, genügt ein kleines Wurzelstück schon aus, um eine neue Pflanze auszubilden.

Außerdem ist Löwenzahn sehr genügsam und wächst sogar in Mauerspalten und ähnlich kargen Plätzen.

Löwenzahn als aktiver Umweltschutz

Löwenzahn und aktiver Umweltschutz? Ob das zusammenpasst? Und wie! Als Korbblütler ist Löwenzahn eine außerordentlich gute Bienenweide und liefert viel Nektar pro Blütenkorb. Gerade in der frühren Jahreszeit ist er häufig eine der wenigen Anflugstationen für unsere bestäubenden kleinen Freunde.

Löwenzahn als Nutzpflanze

Und auch als Nutzpflanze ist der gewöhnliche Löwenzahn ein wahrer Allrounder. Jeder Teil der Pflanze ist nützlich und nutzbar. Löwenzahn gilt in der Homöopathie als harntreibend, entwässernd und verdauungsfördernd (deshalb auch die Namen Pissnelke und Pissenlit).

Während sich aus den Wurzeln ein Kaffeeersatz herstellen lässt, so können die Blüten einfach in den Salat gegeben werden. Oder man benutzt die Blüten um daraus Löwenzahnblütengelee oder Löwenzahnblütenhonig herzustellen.

Und auch die Blätter eignen sich als Salat oder Salatbeigabe. Wem die grünen Blätter zu bitter schmecken, hier noch ein weiterer kleiner Geheimtipp: Löwenzahnblätter mit weniger Bitterstoffen bekommt man, wenn man die jungen Pflanzen mit umgedrehten Terracotta-Töpfen bedeckt. Die Pflanzen bilden dann weniger Bitterstoffe und weniger Blattgrün und bleiben gelblich. Da die Blätter ohne Sonnenlicht zum Geilwuchs neigen, werden sie unter den Töpfen häufig länger und schmaler.

So. Gibt es also noch irgendeinen Grund den Löwenzahn nicht zu lieben? Wir glauben nicht!