Eine unserer absoluten Lieblingsstädte in Frankreich ist Nantes. 2017, als wir zum ersten Mal in Nantes waren, war es einfach Liebe auf den ersten Blick. Nantes ist eine so pulsierende, lebendige Stadt. Innovativ, alternativ und inspirierend.

Das vor Kultur sprudelnde Nantes von heute wäre Ende der 80er Jahre kaum vorstellbar gewesen. Damals hatte die bedeutende und traditionsreiche Dubigeon-Werft aufgegeben – die Stadt Nantes befand sich wirtschaftlich in einem Abwärtsstrudel: Arbeitslosigkeit, Leerstände und der soziale Abstieg der Loire-Metropole waren die Folge. 1989 begann dann ein beispielloser Wandel. Nantes und seine Entscheidungsträger wagten einen umfassenden Radikalumbau: hin zu Innovation, hin zu Kultur, hin zum Mut, sich zu verwandeln. Und so begann eben der Aufstieg dieser Stadt, die uns auch diesen Sommer komplett in ihren Bann gezogen hat.

Nantes und Umland mit dem Pass Nantes erleben

Vor sieben Jahren konnten wir nur einen einzigen Tag in Nantes verbringen. Dieses Mal wollten wir gerne tiefer in die Stadt eintauchen und unseren Besuch so intensiv wie möglich auskosten. Unsere  Unterkunft war ideal gelegen: eine alte Mühle in Cordemais, von der aus wir sowohl Nantes als auch Saint-Nazaire, die Salzgärten von Guérande oder auch Le Croisic schnell und bequem erreichen konnten. Bei unseren Urlaubsvorbereitungen sind wir dann auf den Pass Nantes gestoßen. Ein Angebot des Office du Tourisme Nantes – und soviel sei hier schon verraten: Der Pass Nantes lohnt sich so richtig!

Der Touristenpass kann wahlweise für einen Tag, zwei Tage, drei Tage oder eine ganze Woche gebucht werden. Dabei beinhaltet der Pass Nantes nicht nur eine Art „Nantes Kultur Flatrate“, sondern auch viele Aktivitäten im Umland, beispielsweise in Saint-Nazaire am Atlantik oder rund um Clisson im Landesinneren. Auch inbegriffen sind die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs, die Park&Ride-Plätze sowie der Flughafen-Shuttle.

Die Buchung erfolgt bequem online und der Pass wird erst aktiviert, sobald er das erste Mal genutzt wird. Ein Tagespass, den man montags um 12 Uhr aktiviert, gilt also bis dienstags um 12 Uhr. Ein kleines Manko: Wie so oft gelten die Familienangebote auch hier nur für zwei Erwachsene und zwei Kinder. Wir mussten also einen weiteren „Kinder-Pass“ hinzubuchen.

Für die Drei-Tages-Variante (PASS NANTES 72H) bezahlen wir für uns fünf insgesamt 150 Euro. Ein sehr fairer Preis für ein überwältigendes Angebot aus Kultur, Erlebnis, Erholung, Kulinarik und Transport. Die kostenlose App (auf Französisch oder Englisch) hilft dabei, den Überblick über alle geplanten und bereits erlebten Aktivitäten zu behalten.

Tag 1: Mit dem Pass Nantes nicht in Nantes, sondern in Saint-Nazaire

Obwohl wir unsere Rückkehr nach Nantes kaum erwarten können, starten wir nachmittags nicht in Nantes, sondern in Saint-Nazaire, der Hafenstadt an der Loire-Mündung. Der ehemalige U-Boot-Bunker am Hafen bietet gleich drei Attraktionen, die im Pass Nantes enthalten sind: den Besuch von Escal’Atlantic, die Besichtigung eines echten U-Boots und das Windkraftmuseum EOL.

Escal’Atlantic: eine Zeitreise an Bord eines historischen Ozeanriesen der Transatlantikflotte

Über eine Gangway betreten wir den Schiffsbauch des Museums. Nach einer kurzen Begrüßung im Foyer laufen wir durch die Kabinengänge und fühlen uns direkt ins Flair der 1960er Jahre versetzt. Vorbei geht es an unzähligen Original-Ausstellungsstücken und raus auf das Promenadendeck. Beeindruckende Videoprojektionen an den Wänden des U-Boot-Bunkers lassen uns eine echte Überfahrt nachempfinden. Blitz und Donner, Wale, dramatische Sonnenuntergänge, Eisberge – die Kinder sind so fasziniert, dass sie am liebsten hier geblieben wären.

Escal’Atlantic ist den in Saint-Nazaire gebauten Ozeandampfern Ile de France (1927), Normandie (1935) und France (1962) nachempfunden. Wir erfahren viel über die Transatlantikfahrten in die USA, die bis in die 1960er Jahre boomten, bevor der Flugverkehr den Massentourismus auf der Transatlantikroute ablöste.

An interaktiven Terminals können Kinder und Erwachsene das Kommando über ein Handelsschiff übernehmen. Sie schlüpfen in die Rolle eines Reederei-Direktors und müssen Entscheidungen treffen, die über den Erfolg der Mission bestimmen. So erleben wir die vielen Herausforderungen, mit denen man damals zu kämpfen hatte. Begleitet wird unsere Schiffsreise durch eine große interaktive Weltkarte, auf der wir auch die Fahrten der anderen Spieler live miterleben können. Übrigens: Alles ist in deutscher Sprache!

Weiter geht es durch den Maschinenraum in das stilechte Restaurant mit Bar. Hier erfahren wir alles über die Verpflegung der Passagiere in der ersten Klasse. Und die hatte es in sich: 122 Weine, 62 Champagner und 92 Spirituosen standen auf der Karte. Keine einfache Wahl? Dann konnten die sechs Sommeliers, die jede Überfahrt begleiteten, gewiss helfen.

Nach einer kurzen Filmvorführung in einem Kinosaal wird selbst das Verlassen des Escal’Atlantic zum Erlebnis: Mit einem zum Aufzug umfunktionierten Rettungsboot geht es wieder nach unten und raus zur nächsten Attraktion.

L’Espadon – ein echtes U-Boot in Saint-Nazaire

In der Nähe der Escal’Atlantic – aber Achtung: 10 Gehminuten rund um den Hafen entfernt – liegt die Espadon, zu deutsch „Schwertfisch“. Die 78 Meter lange Espadon ist ein U-Boot aus dem Zweiten Weltkrieg und das einzige im Wasser liegende U-Boot, das man in Frankreich besichtigen kann. 1960 nahm es seinen Dienst auf und befuhr 25 Jahre lang alle Weltmeere. Wir hatten im Voraus die Besichtigungszeit reserviert, wie auch für die anderen Aktivitäten in Saint-Nazaire.

Am Eingang erhalten wir deutsche Audioguides in zwei Versionen: Die Kinder erleben die Erfahrungen des jungen Matrosen Jean an Bord, während wir Erwachsenen den Bericht eines Journalisten von der geheimen Nordpolmission 1964 unter dem Packeis hören. Der Audioguide macht den Besuch sehr informativ und lässt uns die Emotionen und extremen Bedingungen der damaligen Tauchfahrt nachempfinden. Die Klangkulisse verstärkt das beeindruckende und beklemmende Erlebnis.

Kaum haben wir das U-Boot betreten, spüren wir die bedrückende Enge des von außen riesig wirkenden Stahlkolosses. Selbst aufgetaucht vermittelt das U-Boot ein Gefühl dafür, wie schlecht die Luft unter Wasser für die 65 Mann starke Besatzung gewesen sein muss. Wir sehen die Navigationseinrichtungen, den Speiseraum, die minimalistischen Kojen und erreichen schließlich den Torpedoraum. Die Kinder waren von der rund 45-minütigen Besichtigung begeistert, und wir auch.

Das interaktive EOL-Windmuseum in Saint-Nazaire

Das EOL Centre éolien ist ein Besucherzentrum rund ums Thema Offshore-Windenergie. Es befindet sich im selben Gebäudekomplex des U-Boot-Bunkers wie die Espadon. Und so besuchen wir es direkt im Anschluss. Das moderne Konzept ist interaktiv: Die Kinder dürfen ein kleines Windrad anpusten, um den Einführungsfilm zu starten und selbst in die Pedale treten, um zu verstehen, wie Strom erzeugt wird.

Leider sind die Inhalte hier nur auf Französisch und Englisch verfügbar. Wir haben eine kurze Runde durch die Ausstellung gedreht und zum Abschluss noch den Ausblick von der Dachterrasse aus über die Loire-Mündung und die Brücke von Saint-Nazaire genossen.

Fazit von Tag 1 mit dem Pass Nantes

Wir haben den Nachmittag in Saint-Nazaire sehr genossen und viele Erfahrungen gesammelt, an die wir uns noch lange erinnern werden. Obwohl im Pass Nantes auch der Eintritt ins Saint-Nazaire Heritage Museum enthalten ist, haben wir darauf verzichtet, um den Nachmittag nicht zu überladen. Schließlich hatten wir auch in den folgenden Tagen noch viel vor!

Die Eintrittspreise hätten uns ohne den Pass Nantes bereits an diesem ersten halben Tag 125 Euro gekostet (Escal’Atlantic 52,50 €, Espadon 45,50 € und das EOL Windmuseum 27 €). Für die restlichen zweieinhalb Tage müssen wir also nur noch 25 Euro sparen und schon hat sich der Pass Nantes gelohnt!

Noch ein Tipp: Direkt gegenüber dem U-Boot-Bunker gibt es Parkplätze und einen großen Supermarkt, in dem man sich zwischendurch mit Snacks und Getränken versorgen kann.

Tag 2: Endlich geht es so richtig los. Nantes, wir kommen!

Wir haben uns vorab die Karte angeschaut und versucht unsere Tage so zu planen, dass wir nicht zu viel Zeit mit unnötigen Transfers verschwenden. Sonst wären wir mit der Fülle an Kultur und Erlebnissen auch schlichtweg überfordert gewesen. Wir parken also auf dem Park&Ride-Parkplatz im Osten der Stadt und steigen an der Endstation François Mitterand in die Tram-Linie 1 ein, die direkt am Schloss Nantes hält, unserem ersten Programmpunkt.

Eine Zeitreise durch die Stadtgeschichte von Nantes im Château des Ducs de Bretagne

Nantes begrüßt unsere Rückkehr mit strahlendem Sonnenschein: Die weiße Fassade des Château des Ducs de Bretagne reflektiert die Morgensonne vor blauem Himmel. Der Eintritt ist kostenlos, ebenso der Rundgang auf den Schlossmauern. Kostenpflichtig, aber im Pass Nantes enthalten, ist hingegen der Besuch des Museums zur Stadtgeschichte im Inneren des Schlosses.

Unsere Kinder lieben die deutschsprachigen Audioguides, mit denen sie in den 32 Ausstellungsräumen wie mit einem Handy die Nummer des jeweiligen Exponats eingeben und dann je nach Interesse Informationen erhalten. So wird der Besuch spielerisch informativ.

Die Ausstellung führt durch die Stadtgeschichte, zeigt Exponate zur historischen Stadtentwicklung, lässt uns an Terminals interaktiv durch das alte Nantes schlendern und das heutige Nantes im Vergleich erleben. Bei diesem immersiven Stadtrundgang können wir auch mit einem virtuellen Heißluftballon an einen anderen Ort des alten Nantes fliegen – die Kinder sind hier kaum wegzubekommen.

Aber weiter geht es in der Ausstellung. Wir erfahren viel über das Leben in Nantes, aber auch über die Geschichte des Kolonialhandels und des atlantischen Sklavenhandels. Schließlich stolpern wir unvorbereitet begleitet vom Originalton von Hitlers Reichstagsrede im Treppenhaus in die dunklen Jahre während des Zweiten Weltkriegs.

Wir sehen aber auch die Keksstempel und alten Werbeplakate der berühmten LU-Bäckerei, die aus Nantes stammt. Kleine Modelle des „Tour LU“ geben uns einen Vorgeschmack auf unseren geplanten Besuch des Aussichtsturms am späten Nachmittag. Schließlich verlassen wir das Museum und weiter geht’s zum 5 Minuten entfernten Musée d’Arts de Nantes.

Im Musée d’Arts de Nantes – mit den Kindern durch die Kunst der vergangenen Jahrhunderte

Das Kunstmuseum von Nantes wurde 1801 von Napoleon Bonaparte gebaut und 2017 nach einer 6-jährigen Umbauphase wiedereröffnet. Wir schlendern mit den Kindern durch die umfangreiche Ausstellung mit 13.000 Kunstwerken vom 13. bis zum 21. Jahrhundert. Die imposante Architektur mit hohen, weißen Räumen gibt den Werken der Künstler wie Claude Monet, Auguste Rodin, Wassily Kandinsky, Pablo Picasso oder Gerhard Richter den passenden, ehrwürdigen Rahmen.

Die immensen Leinwände, lebensechten Darstellungen und die stille, meditative Atmosphäre des Museums ziehen auch die Kinder in den Bann. Wir nutzen die Gelegenheit, ihnen die Kunst näherzubringen, Feinheiten zu erklären und die Werke gemeinsam zu entdecken und sie zu verstehen versuchen. Besonders beeindruckt hat unsere Kinder die Treppe ins erste Obergeschoss mit dem riesigen Wandgemälde.

Neue Eindrücke und Entspannung: die Fahrt mit dem Train Touristique und eine Bootstour auf der Erdre

Nach den beiden Museumsbesuchen und vielen gelaufenen Schritten ist die Fahrt mit dem kleinen Touri-Zug durch die Altstadt-Gassen von Nantes genau das Richtige. So können wir verschnaufen und ganz entspannt die kleinen Straßen und Gassen erkunden. Die Fahrt startet direkt an der Kathedrale von Nantes und folgt der „Ligne Verte“ – das ist eine grüne Linie, die die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt miteinander verbindet.

Von der Bahn aus werfen wir auch einen Blick auf einige der diesjährigen Kunstinstallationen im Rahmen des jährlich wechselnden Projekts «Le Voyage à Nantes». Dieses Jahr heißt das Motto „L’arbre dans la ville“ (Der Baum in der Stadt). Wir entdecken auch einige der geplanten Aktivitäten für den nächsten Tag, wie das Naturkunde-Museum und das Musée Dobrée. Etwa 40 Minuten später steigen wir wieder aus und spazieren zum Ufer der Erdre, wo wir vorab eine Bootsfahrt bei Bateaux Nantais reserviert haben.

Idealerweise sollte man frühzeitig an der Anlegestelle sein, um Sitzplätze im Inneren des Schiffes zu bekommen. Wir waren es nicht. Kein Problem: So verbringen wir die Fahrt bei traumhaftem Sonnenschein am Bug des kleinen Schiffes. Der Flusslauf der Erdre ist malerisch und sehr natürlich. Immer wieder umkreisen Vögel das Boot und wir erspähen unzählige Villen, die Landsitze reicher Familien aus Nantes („Folies Nantaises“), alle mit kunstvoller Architektur und riesigen Gärten.

Die Erdre, die in Nantes in die Loire mündet, ist ein Paradies für Wassersportler. Wir sehen viele Ruderer, Kajakfahrer und Tretboote. Unsere Bootsfahrt dauert etwa 90 Minuten und während wir die Sonne und die Aussicht genießen, entspannen sich die Kinder bei einer Runde UNO.

Nantes von oben: Wir besteigen den LU-Turm der alten Keksfabrik

Der LU-Turm ist eines der Wahrzeichen von Nantes.Der letzte Punkt auf unserer Liste für heute ist die Besichtigung des LU-Turms am Kanal Saint-Félix. Denn hier liegt die ehemalige LU-Keksfabrik. Das Gebäude wurde vom Architekten Patrick Bouchain wiederbelebt und bietet heute unter dem Namen „Le Lieu Unique“ ein kreatives Kulturzentrum mit Ausstellungen, Theater, Konzerten, Buchladen, Restaurant, einer Bar und natürlich dem LU-Turm.

Müde Beine können hier mit dem Aufzug beinahe bis ganz nach oben fahren. Wer die Treppe läuft, erfährt anhand der Infotafeln alles über die Geschichte der berühmten Keksfabrik. Oben angekommen blicken wir über Nantes und entdecken, dass sich die Ausrichtung der Aussichtsplattform mit einer Handkurbel drehen lässt! Wieder ein kleines verstecktes Abenteuer, das die müden Kinderaugen nochmal zum Strahlen bringt.

Fazit von Tag 2 mit dem Pass Nantes

Ein erlebnisreicher erster Tag in Nantes. Wir freuen uns schon auf den nächsten Tag in dieser traumhaften Stadt. Die Eintrittspreise sowie die Parkgebühren und Fahrttickets hätten uns ohne den Pass Nantes an diesem Tag 158,50 Euro gekostet (P+R 4,50 €, ÖPNV 19,50 €, Château des Ducs de Bretagne inkl. Audioguides 28 €, Musée d’Art de Nantes 18,00 €, Train touristique 25,00 €, Bateaux Nantais 57,50 €, LU-Turm 6,00 €).

 

Tag 3 in Nantes: von Wal-Skeletten und den gigantischen Machines de l’Île

Auch an diesem Morgen nutzen wir wieder ein P&R-Parkhaus, dieses Mal im Westen der Stadt (Beaujoire), am anderen Ende der Tram-Linie 1. Und auch an diesem Morgen empfängt uns Nantes mit blauem Himmel und Sonnenschein. Am Vortag hatten wir vom Train touristique aus gesehen, wie nah das Musée Dobrée am Naturkunde-Museum liegt, weshalb wir es auch noch schnell in unseren Tagessplan aufgenommen haben.

Zwischen Mineralien, Skeletten und Reptilien: im Museum d’histoire naturelle de Nantes

Beim Betreten des Naturkundemuseums von Nantes, einem wunderschönen Gebäude, eröffnet im Jahr 1875, fühlen wir uns schnell wie in einem alten Indiana-Jones-Film. Das Museum ist das Gegenteil des Musée d’Arts de Nantes: Die alten Holzvitrinen und Räume quellen geradezu über vor Exponaten. Dabei sind großen Skelette – erst das eines Basilosaurus, später auch das eines Mammuts und eines Blauwals – absolute Kinder-Magneten. Interessant sind auch die Mineralienausstellung und die vielen Muschel- und Meeresschneckengehäuse. Eine Vielzahl ausgestopfter Tiere, vor allem aber auch einige unerwartete Terrarien mit lebenden Schlangen, begeisterten uns und die Kinder. Auch der liebvoll angelegte Museumsgarten mit alten Sorten ist den Besuch wert.

Ein kurzer Abstecher in 500.000 Jahre Menschheitsgeschichte im Musée Dobrée

Das Musée Dobrée ist ursprünglich aus der Privatsammlung von Thomas Dobrée (1810-1895) entstanden. Nach einer 12-jährigen Umbau- und Renovierungsphase wurde das Museum erst im Mai 2024 wiedereröffnet. Die heutige Sammlung mit 2.400 Exponaten im wunderschönen Gebäudeensemble mit Herrenhaus aus dem 15. Jahrhundert und zwei Erweiterungen aus dem 20. und 21. Jahrhundert führt durch 500.000 Jahre Geschichte bis in die Neuzeit. Dank Pass Nantes und der unmittelbaren Nähe zum Naturkundemuseum hat sich der Besuch für uns gelohnt, auch wenn wir das Musée Dobrée nur im Schnelldurchlauf besichtigt haben, da wir für den Mittag bereits unser Tageshighlight, Les Machines de l’Île, gebucht hatten. 

Unser Lieblingsort: Les Machines de l’île – Kunst trifft Maschine, trifft Tier, trifft Karussell

Nach einem kurzen Fußweg über die Brücke Pont Anne de Bretagne erreichen wir das Gelände der ehemaligen Schiffswerften von Nantes – seit 2007 Heimat vieler verrückter Maschinen. Ob mit oder ohne Pass Nantes – Les Machines de l’île sind definitiv einen Besuch wert. Schon auf dem Weg zur Maschinenhalle begegnen wir dem imposanten großen Elefanten, der uns von weitem mit Wasserfontänen und lautem Trompeten begrüßt, während er sich seinen Weg durch die begeisterte Menschenmenge bahnt.

Unser Besuch startet in der Galerie des Machines. Dank unseres vorab gebuchten Zeitslots können wir an der Warteschlange vorbeigehen und starten direkt mit der Führung. Diese ist so konzipiert, dass sie kontinuierlich im Kreis verläuft. So kann man quasi jederzeit einsteigen und die Führung beenden, sobald die nächste Runde startet.

An den einzelnen Maschinen erklären die Maschinisten die Geschichte und Funktionsweise der imposanten Kreaturen und fragen, wer mitfahren und die Maschinen steuern möchte – es gibt nur wenige Plätze, aber es ist ein unvergessliches Erlebnis! Unser ältester Sohn hat dasselbe Glück wie vor sieben Jahren. Damals steuerte er die gigantische Ameise, jetzt darf er mit dem mechanischen Reiher und seiner Spannweite von 8 Metern über die Köpfe der Besucher fliegen.

Nach der Führung werfen wir von der gegenüberliegenden Empore einen Blick in die Werkstatt, in deren Ateliers diese kreativen Werke entstehen. Von dort klettern wir durch das nachgebildete Geäst einer Baumkrone wieder nach unten.

Wer sich mit den äußerst kunstvoll gestalteten Postern oder anderen Merchandise-Artikeln von Les Machines de l’île eindecken möchte, bekommt hier in der Boutique mit dem Pass Nantes einen Rabatt. Obwohl unsere Wände zu Hause schon voller Les Machines de l’île-Motive sind, können wir nicht ganz widerstehen und kaufen noch schnell ein Poster, bevor wir uns auf den Weg zum Carrousel des Mondes Marines machen.

Auch die Fahrt mit riesigen mechanischen Karussell haben wir vorab mit dem Pass Nantes gebucht. Für die Kinder sind die traumhaften, fantastischen und teilweise gruseligen Fahrkabinen, inspiriert von Jules Vernes fantastischen Werken, ein Highlight. Je nach Alter und Größe stehen verschiedene Gondeln zur Verfügung. Durch die Buchung über den Pass Nantes werden wir durch einen separaten Eingang geführt – möglich also, dass man auch hier einige wertvolle Urlaubsminuten sparen kann.

Übrigens: Der Ritt auf dem Elefanten ist nicht im Pass Nantes enthalten. Wir hatten das Erlebnis schon 2017, aber tatsächlich finden wir es viel spannender und lustiger, dem Elefanten während seines Spaziergangs über das Werftgelände zu begegnen und vor der Wasserfontäne davonzulaufen – oder auch nicht!

Wieder aufs Wasser: eine Bootsfahrt auf der Loire rund um die Insel

Es ist jetzt 16:30 Uhr und wieder steht eine Bootsfahrt an! Direkt am Anleger der Île de Nantes, in unmittelbarer Nähe des Caroussel des Mondes Marins, können wir an Bord gehen. Auch hier war es wichtig, vorher zu reservieren. Die auf Französisch kommentierte Bootsfahrt führt auf der Loire rund um die Insel, auf der wir den Nachmittag verbracht haben. Die Bootsfahrt auf der Erdre war definitiv landschaftlich beeindruckender, aber auch hier genießen die Kinder die Entspannung und bekommen sogar Madeleines und Orangensaft geschenkt.

Vom Schiff aus sehen wir kurz vor Ende am Inselufer die berühmte Kunstinstallation der Ringe von Nantes („Les Anneaux“) und am anderen Ufer das Jules Verne Museum, das wir eigentlich auch noch gerne besucht hätten. Aber nach dem langen Tag sparen wir uns das und lassen den Tag in „La Cantine du Voyage“ ausklingen: Die Kinder toben sich auf dem Indoor-Kletterberg aus, während wir bei einem Glas Wein das Erlebte Revue passieren lassen.

Übrigens: Das Glas Wein und die Softdrinks für die Kinder sind auch im Pass Nantes inbegriffen!

Fazit von Tag 3 mit dem Pass Nantes

Wieder haben wir einen Tag in Nantes erlebt, der uns absolut überwältigt hat. Kultur, Kreativität und gleichzeitig die Freundlichkeit der Menschen und das französische Lebensgefühl sind allgegenwärtig. Wir verabschieden uns für dieses Jahr von Nantes, da wir die letzten Stunden des Pass Nantes am Folgetag noch im Umland auskosten wollen.

Die Eintrittspreise und die Parkgebühren sowie Fahrttickets hätten uns ohne den Pass Nantes an diesem Tag in Nantes 135,90 Euro gekostet (P+R 4,50 €, ÖPNV 19,50 €, Museum d’histoire naturelle de Nantes 10,00 €, Musée Dobrée 14,00 €, Eintritt Galerie Les Machines de l’île inkl. Karussell-Fahrt 73,80 €, Freigetränke in La Cantine 14,10 €).

Tag 4 mit dem Pass Nantes: Clisson und die Weinberge

Ein halber Tag Pass Nantes bleibt uns noch und der führt uns raus in die Natur ins Umland östlich von Nantes: Wir beschließen, Clisson zu besuchen. Clisson ist in Frankreich unter Festivalfans so bekannt wie Wacken in Deutschland. Jedes Jahr strömen über 100.000 Rock-, Metal- und Punkfans zum Hellfest.

An allen anderen Tagen ist das knapp 7.000-Einwohner zählende Städtchen vor allem eins: beschaulich und ein wahrer Traum. Hier scheinen sich die Bretagne und Toskana zu treffen. Und tatsächlich: Erst beim Schreiben dieses Artikels haben wir gelesen, dass Clisson auch den Beinamen „Clisson l’Italienne“ trägt!

Auf dem Weg zum Château de Clisson schlendern wir durch die Gassen. Wir gehen über den lebhaften Wochenmarkt und tauchen in die Düfte und Aromen der lokalen Produkte in der beeindruckenden alten Markthalle aus dem 14. Jahrhundert und staunen über ihr imposantes Dachgebälk.

Dann gehen wir vorbei an Staffeleien und Hobbykünstlern zur großen Burgruine. Vor allem für die Kinder ist sie ein echter Abenteuerspielplatz. Die hohen Türme und tiefen Schächte sind beeindruckend. Wir ahnen, welches wuselige Treiben hier vor Jahrhunderten geherrscht haben muss. Auf dem Burggelände können wir uns frei bewegen und haben einen faszinierenden Blick auf Clisson mit seinen schönen alten Gebäuden, den stolzen Pinien und dem malerischen Fluss Sèvre, unten im Tal, mit Schleuse und Seerosen.

Auf den Spuren des Muscadet im Musée du vignoble nantais

Ein Besuch in Clisson wäre – vor allem nicht für uns – nicht vollständig ohne einen Abstecher in die Weinberge der Umgebung. Die Region ist bekannt für den Muscadet (AOC seit 1936), einen trockenen Weißwein, der nur aus der Rebsorte Melon de Bourgogne hergestellt wird. Das Anbaugebiet von Muscadet erstreckt sich von der französischen Atlantikküste bis ins Anjou.

Gerade noch rechtzeitig bevor unser Pass endet, schaffen wir es ins Musée du vignoble nantais. In der kleinen Ausstellung sind wir alleine. Die Ausstellung ist nur auf Französisch, aber wir erhalten wahlweise einen deutschsprachigen Audioguide oder einen gedruckten Museumsführer auf Deutsch.

Während wir alles über die Weinbautradition und die Rebsorte Melon de Bourgogne erfahren, können die Kinder Weinlaub unter einem Mikroskop betrachten, verschiedene Puzzles zusammensetzen oder auf kleinen Traktoren fahren.

Nach der Theorie darf die Praxis nicht fehlen: Von der freundlichen Mitarbeiterin des Museums erhalten wir ein Glas Muscadet zur Verkostung; für die Kinder gibt es frischen Traubensaft von einem Winzer des Ortes. Zum Abschluss werfen wir noch einen Blick in das museumseigene Rebsorten-Konservatorium.

Unser Pass Nantes ist nun abgelaufen, und wir sind um unzählige inspirierende Erlebnisse und Eindrücke reicher. Was wäre das Leben ohne Kunst und Kultur? Auch die zweite Hälfte des Tages verbringen wir im Umland von Nantes. Wir fahren weiter zu Le Porte-Vue, einer spektakulären Aussichtsplattform in Château-Thébaud. Der Zutritt ist kostenlos und wir haben Glück: Es ist nicht viel los.

Schließlich machen wir uns auf den Weg zur Guinguette la Huchette – ein bezaubernder Ort in den Weinbergen. Im Pass Nantes wäre auch hier ein kostenloser Drink enthalten gewesen. Der abgelaufene Pass kann uns aber nicht daran hindern, den Tag in der ruhigen und malerischen Atmosphäre zwischen den Rebstöcken des Winzers bei einer Charcuterie-Platte und einem Glas Muscadet ausklingen zu lassen.

Kassensturz: So hat sich der Pass Nantes bezahlt gemacht

Eines vorweg: Unsere Erlebnisse und Eindrücke sind mit Geld nicht aufzurechnen. Dennoch wollen wir natürlich wissen, ob sich der Pass Nantes auch finanziell gelohnt hat. Immerhin hat er uns an viele Orte gelockt, die wir ohne ihn nie gesehen hätten! Am vierten Tag haben wir den Eintritt ins Château in Clisson (10,00 €) und ins Musée du vignoble Nantais (12,00 €) gespart.

Insgesamt haben wir Kunst, Kultur, Erlebnisse, Drinks und Dienstleistungen im Wert von 441,40 Euro genießen dürfen. Immer begleitet von einer beeindruckenden Gastfreundschaft und wunderbaren Offenheit der Menschen. Abzüglich der 150 Euro, die wir in den Pass Nantes investiert haben, haben wir also 291,40 Euro gespart.

Unser Fazit nach 72 Stunden mit dem Pass Nantes

Das Angebot des Pass Nantes ist absolut einmalig und wir sind total begeistert. Er ist aber nichts für Menschen mit Hang zu FOMO, denn auch in mehreren Tagen kann man natürlich nicht alle angebotenen Aktivitäten in Nantes und rund um Nantes in Anspruch nehmen. 

Hätten wir doch nur mehr Zeit und Urlaub, wir würden definitiv zeitnah wiederkommen – dann aber den Pass für eine ganze Woche buchen und komplett auskosten. Auch wenn wir sehr viel erlebt haben, mussten wir leider auf einige Besuche, die uns interessiert hätten, verzichten. So haben wir in der alten Papiermühle Le Moulin à Papier du Liveau in Gorges kein Papier hergestellt (sie hatte ausnahmsweise geschlossen), wir haben das Museum Jules Verne nicht besichtigt, obwohl Jules Verne während unseres Besuchs in Nantes so allgegenwärtig war, und auch das Planetarium kommt auf die Bucket List fürs nächste Mal. Wir sind weder Elektroboot noch Kanu gefahren und nicht im Terre d’Estuaire in Cordemais mit dem nachempfundenen Heißluftballon in die Höhe aufgestiegen. Auch der botanische Garten fehlte dieses Mal auf unserem Programm.

Genug Aktivitäten also für unseren nächsten Nantes-Besuch. Denn wir kommen wieder. Ganz sicher. Nantes hat es uns angetan und gehört zu unseren absoluten Lieblingsstädten – nicht nur in Frankreich.