Zugegeben, wer wie ich aus der Online-Branche kommt, hat einen Riecher für Buzz-Words: Jedes Jahr wird eine neue Trend-Sau durchs digitale Dorf getrieben. Und was der Onliner kann, das kann der Winzer schon lange. Egal ob Deutschland, Spanien, Italien oder Frankreich – überall trifft Tradition auf Moderne. Kein Wunder also, dass die Google-Suche für „Weinbau, Tradition, Moderne“ satte 103.000 Suchergebnisse ausspuckt. Warum ich das hier erzähle? Ganz einfach: Auch das Weingut Robert Weil schreibt sich eben diese Herausforderung auf die Fahne. Kein Grund es also zu betonen, bei über 100.000 Google-Treffern? Eben doch!


Das Weingut Robert Weil empfängt mit seinem modernen Neubau

Bei Robert Weil in Kiedrich spürt man das Zusammenspiel bereits, wenn sich die Autoreifen knirschend in die Kiesauffahrt graben und der Blick über den modernen Neubau wandert, um den das historische Gutshaus erweitert wurde. Das Weingut Robert Weil versteckt diesen Neubau nicht hinter altehrwürdigen Gemäuern. Es empfängt Besucher und Gäste direkt mit diesem Eindruck. Dabei spiegelt die klare, geradlinige Architektur den Charakter des Weinguts und seiner Weine wider. Hier ist die Bereitschaft allgegenwärtig, nicht nur von Zukunft und Entwicklung zu sprechen, sondern diese auch klar in den Vordergrund zu stellen, ohne die Wurzeln zu vergessen. So verknüpft sich die moderne Kellerei des Neubaus mit den historischen Kellergewölben. Eben dieses Selbstverständnis findet sich auch in den Weinen und im gesamten Auftreten der Marke Robert Weil wieder.

Im Rahmen eines Pre-Events zum „Internationalen Riesling Symposium 2017“ waren wir am Vortag Gäste des VDP.Rheingau. Ein unvergesslicher Tag, der beim Weingut Robert Weil begann, uns später ins Schloss Johannisberg führte und schließlich im Schloss Vollrads einen würdigen Ausklang fand. Definitiv zu viele Eindrücke für einen einzigen Artikel, deshalb widme ich mich im ersten Schritt nur dem Weingut Robert Weil.

Ein Hingucker mit Wiedererkennungswert: die typisch tiffany-blauen Etiketten der Weil-Weine.

Mehr als ein Empfang

Bereits der Empfang beim Weingut Robert Weil war sensationell: Unter der strahlenden Mittagssonne in sensationeller Architektur vor der Kulisse des Turmbergs einige der besten deutschen Rieslinge zu verkosten, war ein beeindruckender Auftakt! Bevor wir einen Blick hinter die Kulissen dieses Rheingauer „Châteaus“ werfen durften, eröffnete Wilhelm Weil, der charismatische Urenkel des Weingutgründers, die Veranstaltung. Doch so richtig überraschte er uns am Nachmittag im Keller von Schloss Johannisberg – dazu in einem anderen Beitrag mehr …

Begrüßung durch Weingutsleiter und Winzer Wilhelm Weil

Beim Meister im Keller

Selbstverständlich habe ich mir die Chance nicht entgehen lassen, beim Weingut Robert Weil einen Blick hinter die Kulissen zu werfen. Kellermeister Christian Engel, der seit 23 Jahren in dieser Funktion für das Weingut tätig ist, führte uns durch die Produktion und erzählte uns von knackigen Arbeitstagen – besonders zu Zeiten der Weinlese. Denn die Phase der Traubenannahme dauert nur rund sechs Wochen im Jahr und in diesen Wochen kommen täglich bis zu 60.000 Liter in die Tanks! Übrigens zu 100 Prozent Riesling.


Kellermeister Christian Engel führt durch den Weilschen Keller

Bei Robert Weil ist der Holzausbau wieder auf dem Vormarsch. Während sich auch hier der Trend der 1990er Jahre niedergeschlagen hatte, und der Ausbau im Holzfass in dieser Zeit sehr klein gehalten wurde, sehen die Lagerweine bei Robert Weil heute wieder Holz. „Doch das“, betonte Kellermeister Engel, „ist keine Frage der Qualität oder Güte, sondern eine Frage der Stilistik!“ Im Holzfass reifen opulentere Weine.

Naturkorken für sämtliche Lagerweine

Ein Trend der vergangenen Jahre, der nicht zuletzt auf der zwischenzeitlich schlechten Korkqualität fußte, findet sich hier nicht wieder: Nur etwa 10 Prozent der abgefüllten Flaschen erhalten einen Schraubverschluss. Die anderen 90 Prozent werden mit Naturkorken verschlossen. Und dies natürlich nicht mit irgendeinem Naturkorken. Sämtliche Korken stammen von nur einem Produzenten, der die Stilistik der Weine kennt. Grundsätzlich gilt laut Engel: „Alles was lagert, hat hier immer einen Korken“ – der kostet dann auch rund einen Euro Korken.


Stahltanks in alten Gewölben

Und Weine liegen lassen lohnt sich immer! Auch dies spricht für den Ausbau im Holzfass, denn diese Weine haben laut Engel mehr Lagerpotenzial, während Weine aus Stahltanks früher ihre Frische und Spritzigkeit verlieren. Wie immer gilt: Qualität braucht eben Zeit – junge Weine sind zwar knackig und frisch, doch ihnen fehlt die Reife auf ihrem Weg zu höchster Qualität, so Engel.

Weingut Robert Weil auf einen Blick

Das Weingut Robert Weil wurde 1875 gegründet. Heute leitet es der charismatische Wilhelm Weil in der vierten Generation. Die Berglagen des Weinguts erstrecken sich über rund 90 Hektar. Robert Weil kultiviert ausschließlich Riesling. Inhaber Wilhelm Weil gelang es, dem Weingut mit dem oft zitierten „Château-Charakter“ zu weltweitem Ansehen zu verhelfen. Das Weingut Robert Weil steht heute für selten erreichte Kontinuität in der Erzeugung großer Weine.

Die Weil-Rieslinge sind geprägt von der Mineralität der Schieferlagen rund um das Dorf Kiedrich: Kiedricher Klosterberg, Kiedricher Turmberg und Kiedricher Gräfenberg. Hier kommt der Charakter des Rieslings perfekt zum Ausdruck: seine feine, eingebundene Säure, seine Komplexität, Eleganz und Finesse. Das leicht wiedererkennbare, tiffany-blaue Etikett ist ein echter Hingucker. Die Weine von Robert Weil sind VDP-klassifiziert. Vom Gutswein über den Ortswein, die Erste Lage (Kiedrich Klosterberg und Kiedrich Turmberg) bis zur Großen Lage (Kiedrich Gräfenberg) finden sich alle Klassifikationsstufen im Weil-Sortiment.